Freitag, 18. September 2015
Tag 1: Stress, Stress, Stress
"The journey of a thousand miles begins with a single step."

1. Tag
Dieser Tag ist vermutlich in den Top 10 der anstrengendsten und stressigsten Tage meines Lebens. Mit zwei Koffern und einer kleinen Tasche bewaffnet ging es los. Der große Koffer war einfach viel zu schwer, sodass ich nach jeder Treppe so außer Atem war, dass man hätte meinen können, ich hätte einen Marathon hinter mir. Das viele Umsteigen hat das natürlich nicht besser gemacht. Ich war so im Stress, dass ich sogar eine Station mit der S-Bahn schwarz gefahren bin. Als die Kontrolleuse kam, bin ich dann schnell raus & habe mir noch eine neue Karte gekauft. Vorbei an 3 verschiedenen Asiaten mit Selfiesticks; einem dürren Nerd, der ziemlich schlecht versuchte mit dem Flugpersonal zu flirten und einem Jongleur, ging es dann endlich ins Flugzeug nach London Heathrow. Als ich irgendwann wieder aus den Kontrollen raus war kam sofort Danny (meine Gastmutter) auf mich zu gelaufen. Sie hat mich nett begrüßt und wir sind ins Auto. Es folgten einige Fragen, Stille & ein ständiges 'ok great!' meinerseits. Nachdem wir die zehnjährige Eloise von ihrer Freundin abgeholt hatten, haben sie mir das riesige Haus & mein Zimmer gezeigt. Dann gab es Essen und danach sollte ich Eloise beim Baden helfen. Das lief ganz gut, nur waren wir beide ziemlich aufgeregt und wussten nicht genau was wir sagen sollten. Sie ist aber wirklich sehr süß und nett. Nach dem Bad hab ich ihr bei ihrer Gesangsprobe geholfen (damn kann die gut singen... Vor allem für ihr Alter!). Und dann haben wir sie ins Bett gebracht. Insgesamt war das ein gelungener Tag und ich glaube ich kann mich hier gut einleben. Sie sind beide richtig nett zu mir und ich hoffe, dass sie mich mögen. Morgen wird sehr spannend... Da bin ich dann erstmal ganz allein mit Eloise weil Danny in London ist am Abend. Dann kommen auch noch Freunde von denen her für das Rugbyspiel (das erste der Weltmeisterschaft... Die hypen das wie wir Deutschen Fußball). Für mich bedeutet das: ganz viele fremde Leute, ungewohnte Situationen und ein bisschen Stress. Ich hoffe wirklich, dass ich das gut hinbekomme.
Miriam



Fliegen
"We leave something of ourselves behind when we leave a place, we stay there, even though we go away. And there are things in us that we can find again only by going back there."

Ich habe es jetzt endlich geschafft einen Zustand zu erreichen, in dem die Freude und die Erwartungen überwiegen. Ich habe keine Angst mehr. Ich bin vollkommen ruhig... Trotzdem kann ich nicht schlafen. Es ist zwar etwas beunruhigend auf was für abgedrehte Gedanken mein abgedrehtes Gehirn im Moment kommt, aber doch: ich bin bereit. Bring it on bitch!
Es ist so seltsam zu wissen, dass das vorhin das allerletzte Essen mit meinen Freunden war für eine so lange Zeit. Dass ich heute zum allerletzten Mal mit diesem Bus gefahren bin für eine so lange Zeit. Dass das jetzt die allerletzte Nacht in diesem Bett, in diesem Zimmer, in diesem Haus ist für eine so lange Zeit. Wie werde ich zurück kommen? Bin ich dann ganz anders? Weiser? Schlauer? Erwachsener? Ich wünsche mir nur, dass ich mit einer Geschichte zurück komme. Wichtige Menschen haben immer wichtige und spannende Geschichten. Ich will zurück kommen und alles mögliche erlebt haben. Ich will Verantwortung zeigen. Ich will eine Person sein, an die man sich erinnert. Ich will zählen.
Mit gepacktem Koffer geht es heute also um 9 Uhr los zum Flughafen und um 14:35 geht mein Flug. Ich wünschte wirklich ich hätte Hermines Tasche... Das würde alles sooo viel leichter machen... Aber nein ich muss die blöde Muggelvariante nehmen. Also: auf Wiedersehen Deutschland & hello Great Britain!

Miriam